“Die Mauer muss ist weg, die Mauer muss ist weg, die Mauer ist muss weg!”
Irgendwie gehen mir – auch weil ich krank bin, und deshalb wohl zu viel fernsehe – die ganzen Feierlichkeiten zum Fall der Mauer schon auf den Sack.
Und damit es Euch auch so geht, dürft ihr, meine geschätzten Leser – die ihr derzeit immer weniger werdet, wie meine Statistik mir zeigt – daran teilhaben, wie ich den Fall der Mauer erlebt habe.
Ich bin übrigens ein Ur-Wessi, auch wenn die Wurzeln meiner Familie väterlicherseits wohl in Ostpreussen angesiedelt sind. Ich sollte mal meine Mutter fragen, woher ihre Familie eigentlich stammt, meine Oma war wohl eine ziemliche Nomadin und hatte nachdem ihr Mann – ein Bergmann – sie verlassen hatte auch eine Beziehung zu einem Holländer, was bei einer Tante und einem Onkel zu teilweise holländischen Kindheitserinnerungen geführt hat. Was lustigerweise immer noch dazu führt, dass meine Tante nicht etwa deutsch-englisch, sondern deutsch-holländisch-englisch übersetzt.
Zurück zum Mauerfall: Damals war ich noch auf der höheren Handelsschule. Im dritten und damit letzten Jahr. Irgendwie habe ich das alles nicht mehr ganz so gut im Gedächtnis, viele meiner Erinnerungen daran sind auch mit der späteren Berufsschule vermischt, weil das teilweise in den gleichen Gebäuden statt fand. Damals war ich zwar schon volljährig, hatte sogar schon den Autoführerschein, aber kein Auto, nur eine Vespa, war aber neben der Schule damals schon für meinen späteren Ausbildungsbetrieb als Aushilfe tätig (danach konnte ich übrigens verstehen, wieso so viele Ungelernte in Deutschland existieren, denn wer einmal an der Kohle geschnuppert hat, die man als fähige Aushilfe bekommt und später sieht, was man für mehr Arbeit aber weniger Spaß als Azubi im gleichen Betrieb kommt, der hat auf Ausbildung eigentlich keine rechte Lust mehr).
Ok, wieder zurück zum Mauerfall:
An dem Tag bzw. schon in den Wochen davor war das Thema DDR und Öffnung der Grenzen medial über präsentiert. Damals war das Privatfernsehen noch relativ frisch, soweit ich im Kopf habe, waren es erst RTL, Sat1 und Pro7, die man sogar terrestrisch empfangen konnte. Und auch die waren natürlich in ihren Nachrichtensendungen voll davon. Und irgendwie auch nervig, weil man ansonsten überhaupt nichts mehr erfuhr. Erinnert sich noch jemand an das berühmte Robbensterben von 1988? Keiner? Seht ihr! Das lag am Mauerfall! Der hat einfach alle anderen Informationen überschrieben!
Im Grunde war für mich der Mauerfall unspektakulär. Die einzige interessante Begebenheit aus diesen Tagen war, dass eine ältere Mitschülerin für zwei Tage unentschuldigt fehlte, ihre Entschuldigung selber schrieb und verkündete, dass sie an diesen beiden Tagen beim Mauerfall dabei war. Sie war spontan mit ein paar Kumpeln nach Berlin gefahren und hatte sich dort in das Getümmel gemengt. Und ich erinnere mich außerdem dass unser damaliger Klassenlehrer sie dafür auch noch gelobt hatte.
Tja… so war das damals…