Ich schreibe diesen Artikel am 02. September 2009 – also 25 Tage vor der Wahl – und werde ihn erst am Abend des Wahltags sichtbar werden lassen.
Um 20:00 Uhr sollten die Wahlergebnisse relativ konkret feststehen, üblicherweise sind sie sogar früher fertig – zumindest, wenn man den bisherigen Wahlprognosen glaubt.
Tja… also… im Moment (ein paar Tage nach der Landtagswahl in Sachsen und gleichzeitigen Kommunalwahlen in Aachen und Münster bei der die Piraten teilgenommen haben) besteht innerhalb der Partei und auch bei den Anhängern eine starke Euphorie.
Der Parteivorsitzende wird sogar von der Bild zitiert mit den Worten “ja, die 5% Hürde ist machbar”. Ich selbst glaube, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Sicher werden die Piraten bis zur Wahl noch den einen oder anderen Zuwachs erzielen, sind ja sogar bei den Mitgliedern absoluter Wachstums-Rekordler mit seit dem 01.09.2009 über 7000 Mitgliedern!
Die Ergebnisse in Aachen z.B. sind jedoch nicht verallgemeinerbar, denn Aachen ist eine Studentenhochburg und diese Zielgruppe hat die Piratenpartei sozusagen von ganz alleine gefunden. Und so glaube ich an die 5% erst, wenn sie in den Nachrichten verkündet werden. Auch Pessimisten wie ich werden gerne positiv überrascht 😉
Zu dem Zeitpunkt, an dem dieser Artikel sichtbar wird, steht bereits fest, ob Jens Seipenbusch recht hatte, oder ob die Piraten aus ihrer Perspektive heraus zu optimistisch waren und sich und ihre Möglichkeiten überschätzt haben. Ich habe den Piraten natürlich die Daumen gedrückt!
Und ich habe sie mit Sicherheit gewählt, und meine Freundin auch – leider nur mit der Zweitstimme, denn in meinem Bezirk gibt es keinen Direktkandidaten.
Außerdem werde ich in den Tagen vor der Wahl mal wieder versuchen das eine oder andere Familien-Mitglied auf die Seite der Piraten zu bringen. Ob mir das gelingt steht auf einem anderen Blatt – zur Europawahl bin ich damit jedenfalls gescheitert. Meine Familie wählt fast schon traditionell rot mit der ersten und oder grün mit der zweiten Stimme – so wie ich früher auch, in Ermangelung einer besseren Alternative. Aber die ist ja jetzt da – ich hoffe, ich kann es ihnen begreiflich machen.
Die Familienmitglieder auf die es mir ankommt sind auch nicht unbedingt die Zielgruppe der Piratenpartei – oder sie glauben es sie nicht zu sein, weil sie die immer stärker werdende Einengung durch den Staat und immer neue Gesetze zur Überwachung oder Zensur nicht so deutlich wahrnehmen wie ich. Auch gerate ich bei diesen Themen immer recht schnell in Rage und das ist einer sachlichen Argumentation nicht gerade zuträglich. Bin halt kein Politiker, auch wenn ich hier wohl gerade Politik betreibe.
Aber was ist nach der Wahl?
Wird die Woge der Begeisterung für die Piratenpartei bei einem schlechten Ergebnis nicht radikal abebben? Werden nicht plötzlich die Mitgliederzahlen schrumpfen, weil die Leute die ‘Lust’ verlieren? Wird es nicht so sein, dass die Piraten für die nächsten 3-4 Jahre wieder in der Bedeutungslosigkeit versinken? Werden nicht die vielen Helfer, die die Wahlwerbung für die Piraten organisiert haben vor lauter Frust in tiefes Brüten verfallen? Werden die Mailinglisten und die Foren der Partei nicht mit gegenseitigen Vorwürfen gefüllt werden und eine aggressive Stimmung in der Partei heraufbeschwören? Wird nicht die Basis der Parteispitze Vorhaltungen machen, sie hätten dieses machen und das nicht unterlassen sollen? Werden nicht die ewigen Oppositionellen kommen und der Partei zurufen, “wir haben es ja schon immer gewusst, eine 1-Themen Partei kann nichts werden!”?
Ich vermute, auch hier liegt die Wahrheit in der Mitte.
Am Ende wird sich nach der Wahl die Spreu vom Weizen trennen. Die Strohfeuer-Begeisterten werden sich zu kleinen Häuflein Asche verbrannt haben und ihre Asche wird über die Hügel hinweg ziehen… und wenn der Rollstuhlfahrer wieder rollt und trollt, dann wird aus der Asche sich der Phoenix wieder erheben und das Feuer erneut entfachen…
Sehr poetisch, fürchte ich.
Wir werden sehen, was kommt – das hier ist ja auch nur eine Spekulation 😉