Virtualbox 3.1 – neues Feature: Teleporting

Ich benutze in meinem Umfeld oft Virtualbox von Sun um virtuelle Systeme aufzubauen, die getrennt von den üblichen Prozessen meiner Rechner Programme abarbeiten, bestimmte Umgebungen für die Software-Entwicklung bereit stellen, manchmal einfach schnell wieder gelöscht werden können oder sogar für spezielle Zwecke archiviert oder einfach nur Windows unter Linux bereit stellen.

Sogar auf dem Rechner meiner Freundin findet sich Virtualbox – dort stellt es die Installation bereit, die sie vor Windows 7 darauf hatte. Und sogar die Installation eines Rechners, den sie vor dem aktuellen mal hatte. Denn einige Programme werden zwar noch benötigt, müssen deshalb und dank Virtualbox nicht unnötigerweise noch einmal installiert werden, sondern können in der ‘gewohnten’ Umgebung (Windows XP, Vista) verbleiben.

Sun hat die Firma, von der Virtualbox ursprünglich stammt, eingekauft und danach die Entwicklung gefördert. Es gibt eine kostenlose Versionen für Windows und praktisch alle Linux-Varianten für den privaten Gebrauch und auch kommerzielle Versionen für kommerzielle Benutzer.

Von allen verfügbaren virtuellen Systemen ist Virtualbox für private Benutzer wohl derzeit die bevorzugte Lösung. Nicht nur weil sie für den privaten Gebrauch kostenlos ist, sondern auch weil sie derzeit die modernste und handlichste Virtualisierung für private Zwecke ist und dabei sogar USB-Geräte in brauchbarem Umfang einbindet. So bin ich z.B. auf meinem Notebook (Compaq 615) Ubuntu 9.10 (Spitzname “Karmic Koala”) in der Lage, Windows XP in der Virtualbox laufen zu lassen und den Bluetooth-Chip (der in der intern Hardware über USB angebunden ist) für die Nokia PC Suite zu benutzen. Für mich persönlich ein tragendes Argument. Natürlich lassen sich z.B. auch externe USB-Platten anbinden und exklusiv für das Gast-System bereit stellen. Unter Windows funktioniert Virtualbox genau so gut und zuverlässig wie unter Linux.

Sun hat u.A. auch eine 3D-Einbindung in Virtualbox geschaffen, die es ermöglicht tatsächlich innerhalb des virtuellen Rechners 3D zu verwenden. Primär funktioniert sie für OpenGL (Linux und Windows Gast-Systeme), aber auch DirectX (natürlich für Windows-Gäste) wird bis Version 9 unterstützt. Mehr wäre zwar wünschenswert, wird aber wohl auch irgendwann kommen. Mehr dazu im Blog von Christoph auf Linux Und Ich. Neu ist in Version 3.1 die native Unterstützung von 2D-Beschleunigung, was soviel bedeutet, dass die virtuelle Maschine direkt mit der Wirts-Grafikkarte arbeiten darf.

Ein weiteres Highlight ist die Kompatibilität zu bestehenden Virtualisierern wie VMware und Microsoft VirtualPC. Man kann deren bestehende Images ganz einfach in Virtualbox einbinden und verwenden. Ganz ohne Umwandlung! Wer es also einfach nur mal ausprobieren will, der kann seine liebgewordenen virtuellen Rechner einfach mal der Virtualbox zum Fraß vorwerfen, würde mich nicht wundern, wenn er den Virtualisierer weiterhin füttert 🙂

Virtualbox ist vor ein paar Tagen in der Version 3.1 herausgekommen. Erwähnenswertes neues Feature: Teleporting. Darunter versteht man bei Virtualisierern die Möglichkeit ein Gast-System System nahtlos auf ein anderes herüber zu bringen. Und zwar im laufenden Betrieb! Ohne eine nennenswerte Unterbrechung!

Es gibt allerdings einige Voraussetzungen für dieses doch recht spezielle Feature, dass wohl im privaten Umfeld auch eher selten bis überhaupt nicht benötigt wird:

– Gleicher virtueller Hardware-Aufbau: ok, das leuchtet ein und ist auch schnell gemacht, bietet doch sogar der Assistent von Virtual Box den Ex- und Import von “Applicances” an.

– Gleicher Speicherort für alle virtuellen Datenträger wie Festplatte, CD, DVD oder Floppy (als Image) die per iSCSI oder über Samba bzw. NFS an die Wirts-Systeme angebunden sein müssen: das dürfte mir so gerade noch möglich sein. Es gibt inzwischen sogar brauchbare iSCSI-Geräte für den Hausgebrauch, wenn man mal vom Anschaffungswiderstand durch die Freundin absieht 😉

– Identische CPU-Hersteller: Kein Teleport von AMD-Wirt auf Intel-Wirt. Und da ist bei mir dann leider Schicht im Schacht.

Schade… mit all den Einschränkungen ist es für den Hausgebrauch dann wohl doch nicht so schnell gemacht, mal eben eine virtuelle Maschine auf einen anderen Rechner zu verschieben. Dabei hätte ich das wenigstens gerne mal ausprobiert. Ich hatte mir da etwas anderes drunter vorgestellt, so eine Art transparentes Duplizieren, Einfrieren und Auftauen wie bei einem Audio-Fader zwischen komplett verschiedenen Wirts-Systemen die sich über ein eigenes Protokoll verständigen, aber das war wohl auch zu einfach gedacht.